Sucht
■Sucht ist eine psychische Störung mit Krankheitswert, keine moralische Schwäche und kein krimineller Zustand.
■Sucht ist ein zwanghaftes Verhalten und kann sowohl an bestimmte Substanzen (stoffgebunden), als auch an bestimmte Verhaltensweisen gebunden sein.
■Sucht bedeutet auch immer psychische Abhängigkeit, ob eine (physische) körperliche Abhängigkeit entsteht, hängt von den jeweiligen Substanzen ab.
■Sucht ist ein prozesshaftes Geschehen und entsteht nicht von einem Tag auf den anderen, sondern über einen längeren Zeitraum, oft schleichend, die Übergänge sind fließend und für Angehörige und Betroffene schwer erkennbar.
■Genuss, Missbrauch, Abhängigkeit: nicht jede Einnahme eines Rauschmittels führt zur Abhängigkeit. Genuss bezeichnet den „gesunden Konsum“ von Substanzen, ohne Druck, sie weiterhin zu gebrauchen. Der Missbrauch geht über den gewöhnlichen Gebrauch einer Substanz hinaus (z.B. um einen unliebsamen Gefühlszustand zu beseitigen), ist aber noch keine Abhängigkeit.
■Sucht bedeutet Suche nach einem anderen Bewusstseinszustand. Es kommt zu chronischen oder periodischen Rauschzuständen, die mit (teils irreversiblen) Veränderungen des Gehirns einhergehen.
Zu den typischen Kennzeichen von Sucht gehören:
■Starker Wunsch oder eine Art Zwang
die Substanz zu konsumieren bzw. das Verhalten auszuüben.
■Erhöhung der Dosis
um eine gleiche Wirkung zu erzielen, sind immer höhere Dosen erforderlich.
■Kontrollverlust
bezüglich Beginn, Beendigung und Menge des Konsumverhaltens.
■Körperliche Entzugserscheinungen
bei Absetzen/Reduktion des Suchtmittels
■Fortschreitende Vernachlässigung anderer Interessen und Vergnügen
zugunsten des Suchtmittels und erhöhter Zeitaufwand, um die Substanz zu beschaffen oder dem Verhalten nachzugehen.
■Trotz schädigender Wirkung (z.B. körperliche Folgen) anhaltender Substanzkonsum.
1. Substanzgebundene Süchte:
Legale Stoffe:
Alkohol
Nikotin
Koffein, Teein
Schnüffelstoffe
Verordnete Medikamente
Illegale Stoffe:
Opiate
Kokain u. Crack
Cannabisprodukte
Halluzinogene
Synthetische Drogen
Nicht verordnete Medikamente
2. Nicht substanzgebundene Süchte:
■Spielsucht
■Computersucht/Internetsucht
■Sportsucht
■Kaufsucht
■Arbeitssucht
■Esssucht/Magersucht
Verhaltensweisen mit Suchtcharakter können auch der Einstieg für stoffgebundene Abhängigkeit sein; so kann z.B. Arbeitssucht mit Nikotin-, Koffeinsucht und der Abhängigkeit von Aufputschmitteln einhergehen.
Nicht stoffgebundene Süchte sind sozial anerkannt, es fällt dem Betroffenen eher leicht, den suchtartigen Charakter lange geheim zu halten.
Polytoxikomanie (=Mehrfachabhängigkeit):
Viele Suchtkranke sind nicht nur von einer Substanz abhängig, oft liegt eine
Mehrfach- und Mischabhängigkeit vor, z.B. von Alkohol und Tabletten.
Zwänge
Unter Zwangsstörungen versteht man, wenn eine Person sich dazu gezwungen fühlt, bestimmte Rituale auszuführen. Diese Rituale dauern häufig viele Stunden an und werden von der betroffenen Person als vollkommen sinnlos erlebt. Von Zwangsstörungen Betroffene fühlen sich aus unerklärlichen Gründen dazu veranlasst, immer wieder bestimmte Handlungen durchzuführen oder bestimmte Gedanken zu denken. Hier unterscheidet man zwischen Zwangsverhalten (z.B. Wasch- oder Kontrollzwang, zwanghafte Kontrolle von Türschlössern, Gashähnen etc.) und Zwangsgedanken (Zählzwang, Grübeln, sinnloses Wiederholen von Inhalten).
Zwänge als Symptom sind zwar charakteristisch für das Krankheitsbild der Zwangsstörung, treten aber auch bei anderen Persönlichkeitsstrukturen und Krankheitsbildern auf. In Ansätzen kennt wahrscheinlich jeder gelegentliche Zwanghaftigkeit. Das gilt besonders für Kinder (z.B. nicht auf Fugen treten dürfen).
Zwangssymptome können viele verschiedene Formen annehmen. Sie variieren von einer gelegentlichen, leicht bizarren Idee (wie z.B. das bereits erwähnte "nicht auf Fugen treten dürfen") bis hin zur Zwangshandlung, die den ganzen Alltag bestimmt (z.B. sich ständig waschen zu müssen).
Unterbricht die betroffene Person diese Rituale, führt das zu einer hohen Erregung und einem Gefühl des Unbehagens. Häufig treten Zwangssymptome gemeinsam mit Depressionen auf.